4.5.2 Polykondensationsklebstoffe
Polykondensationsklebstoffe: Silikone
- 1K-RTV*-Systeme, Polykondensation
- 2K-RTV*-Systeme, Polykondensation
- 1K-HTV**-Systeme, Polyaddition
- 2K-RTV*-Systeme, Polyaddition
* RTV = raumtemperaturvernetzend, ** HTV = hochtemperaturvernetzend, PA = Polyaddition
Polykondensationsklebstoffe: Silikone
Alle Silikone: Allgemeine Beschreibung
- Lösemittelfreier Klebstoff; je nach Klebstoff 1- oder 2-komponentige Verarbeitung
- Aushärtung zum Elastomer
Alle Silikone: Physikalische Eigenschaften des unausgehärteten Klebstoffes:
- Pastös bis fest; teilweise thixotropiert
Alle Silikone: Typische Eigenschaften des ausgehärteten Klebstoffes
- Sehr elastisch
- Niedrigfest
- Dauerhaft einsetzbar bei – 100 bis + 200 °C; kurzfristig bis 300 °C
- Hervorragende Witterungsbeständigkeit
- Z. T schimmelanfällig
- Nicht überlackierbar
Achtung: Systeme setzen bis zur vollständigen Härtung Stoffe (Siloxane) frei, die sich störend auf weitere Klebungen oder Lackierprozesse auswirken können.
Polykondensationsklebstoffe: 1K-RTV-Silikone
1K-RTV-Silikone: Verarbeitung
- Manuelle, halbautomatisierte oder automatisierte Verarbeitung
- Bevorzugte Anlagentechnik ist über den Klebstoffhersteller zu erfragen
- Härtungsbedingungen: + 5 bis + 40 °C, 5 – 95 % relative Feuchte
- Freisetzung von Abspaltprodukten wie z. B. Essigsäure bei der Härtung
- Normaler Anpressdruck; bei sehr standfesten Klebstoffen: keine Fixierung notwendig
- Härtung von außen nach innen
- Hautbildezeit beachten!
- Aushärtung von außen nach innen; einige mm pro Tag; anfangs schneller, danach langsamer, abhängig vom Feuchtigkeitsangebot
- Klebschichtdicke: 5 – 25 mm
- Arbeits- und Umweltschutz ist entsprechend anzuwenden (Allgemeines: s. Kapitel 7; Details: s. Sicherheitsdatenblatt)
Beachten:
- Untere und obere Temperaturgrenze sowie Luftfeuchte des Klebstoffes bei der Verarbeitung beachten (siehe technisches Datenblatt)
- Vor dem Ende der Hautbildezeit muss der Fügevorgang sowie die Fixierung abgeschlossen sein.
- Nach Überschreiten der Hautbildezeit keine Korrektur der geklebten Fügeteile mehr zulässig
- Einfluss der Abspaltprodukte auf die Fügeteile beachten (Korrosion, Spannungsrisse)
Bei Produktfragen siehe technisches Datenblatt oder Klebstoffhersteller kontaktieren.
Polykondensationsklebstoffe: 2K-RTV-Silikone
2K-RTV-Silikone: Verarbeitung
- Manuelle, halbautomatisierte oder automatisierte Verarbeitung
- Bevorzugte Anlagentechnik ist über den Klebstoffhersteller zu erfragen
- Verarbeitungstemperatur: Raumtemperatur
- Normaler Anpressdruck; bei sehr standfesten Klebstoffen: keine Fixierung notwendig
- Klebschichtdicke: in der Regel 5 – 25 mm
- Härtung durch das Zusammengeben von Harz und Härter: bei Raumtemperatur unabhängig von der Luftfeuchtigkeit
- Mischungsverhältnis einhalten
- Gründliches Mischen unbedingt erforderlich, aber Blasenbildung vermeiden
- Topfzeit/Verarbeitungszeit beachten
- Freisetzung von Abspaltprodukten wie z. B. Alkohol bei der Härtung
- Härtungszeiten: einige Stunden
- Fixierung bis zur Handfestigkeit
- Arbeits- und Umweltschutz ist entsprechend anzuwenden (Allgemeines: s. Kapitel 7; Details: s. Sicherheitsdatenblatt)
Beachten:
- Mischungsverhältnis einhalten
- Gründliches Mischen unbedingt erforderlich, aber Blasenbildung vermeiden
- Bei Überschreiten der Topfzeit: Klebstoff, der noch nicht aufgetragen wurde, nicht weiterverarbeiten, sondern fachgerecht entsorgen
- Nach Überschreiten der Topfzeit keine Korrektur der geklebten Fügeteile mehr zulässig
- Aushärtezeit beachten und einhalten
- Einfluss des Abspaltproduktes auf die Fügeteile berücksichtigen
Bei Produktfragen siehe technisches Datenblatt oder Klebstoffhersteller kontaktieren.
Polyadditionsklebstoffe: 1K-HTV-Silikone
Verarbeitung
- Manuelle, halbautomatisierte oder automatisierte Verarbeitung
- Bevorzugte Anlagentechnik ist über den Klebstoffhersteller zu erfragen
- Verarbeitungstemperatur: Raumtemperatur
- Normaler Anpressdruck, bei sehr standfesten Klebstoffen: keine Fixierung notwendig
- Klebschichtdicke: in der Regel 5 – 25 mm
- Aushärtung bei Temperaturen bis 150 °C in 15 bis 30 Sekunden
- Fixierung während des gesamten Ofenprozesses
- Besonders geringer Schrumpf (ca. 0,1 %)
- Arbeits- und Umweltschutz ist entsprechend anzuwenden (Allgemeines: s. Kapitel 7; Details: s. Sicherheitsdatenblatt)
Beachten:
- Temperaturbelastbarkeit der Fügeteile sicherstellen
- Aufheiz- und Abkühlzeiten der Fügeteile beachten; diese Zeit muss zur Aushärtungszeit des Klebstoffes dazu gerechnet werden
→ Vorsicht bei dicken Fügeteilen - Heiztemperatur bezieht sich auf die Temperatur in der Klebfuge
→ Vorsicht bei dicken Fügeteilen - Beim Aufheizen und Abkühlen können Spannungen im Klebverbund auftreten; Fixierung erst nach Erreichen der Handfestigkeit lösen.
Bei Produktfragen siehe technisches Datenblatt oder Klebstoffhersteller kontaktieren.
Polyadditionsklebstoffe: 2K-RTV-Silikone, PA
Verarbeitung
- Manuelle, halbautomatisierte oder automatisierte Verarbeitung
- Bevorzugte Anlagentechnik ist über den Klebstoffhersteller zu erfragen
- Verarbeitungstemperatur: Raumtemperatur
- Normaler Anpressdruck; bei sehr standfesten Klebstoffen: keine Fixierung notwendig
- Klebschichtdicke: meist 5 – 25 mm, manchmal auch geringer
- Härtung durch das Zusammengeben von Harz und Härter: bei Raumtemperatur unabhängig von der Luftfeuchtigkeit
- Mischungsverhältnis einhalten
- Gründliches Mischen unbedingt erforderlich, aber Blasenbildung vermeiden
- Verarbeitungszeit/Topfzeit beachten
- Härtungszeiten: bis zu 24 Stunden bei RT
- Fixierung bis zur Handfestigkeit
- Arbeits- und Umweltschutz ist entsprechend anzuwenden (Allgemeines: s. Kapitel 7; Details: s. Sicherheitsdatenblatt)
Beachten:
- Mischungsverhältnis einhalten
- Gründliches Mischen unbedingt erforderlich, aber Blasenbildung vermeiden
- Bei Überschreiten der Topfzeit: Klebstoff, der noch nicht aufgetragen wurde, nicht weiterverarbeiten, sondern fachgerecht entsorgen
- Nach Überschreiten der Topfzeit keine Korrektur der geklebten Fügeteile mehr zulässig
- Aushärtezeit beachten und einhalten
- Einfluss des Abspaltproduktes auf die Fügeteile berücksichtigen
Bei Produktfragen siehe technisches Datenblatt oder Klebstoffhersteller kontaktieren.
Polykondensationsklebstoffe: Silanmodifizierte Klebstoffe
Allgemeine Beschreibung
- Einkomponentenklebstoff (1K)
- Aushärtung durch Feuchtigkeitsvernetzung unter Abspaltung von Alkohol (z. B. Methanol)
- Aushärtung zum Elastomer
Physikalische Eigenschaften des unausgehärteten Klebstoffes:
- Je nach Produkt pastös bis fest; teilweise thixotropiert
Verarbeitung:
- Manuelle, halbautomatisierte oder automatisierte Verarbeitung
- Bevorzugte Anlagentechnik ist über den Klebstoffhersteller zu erfragen
- Verarbeitungstemperatur: Raumtemperatur
- Normaler Anpressdruck; bei sehr standfesten Klebstoffen: keine Fixierung notwendig
- Klebschichtdicke: meist 0,2 – 25 mm
- Härtungsmethoden: Aushärtung bei Raumtemperatur (+ 5 bis + 40 °C) mit Luftfeuchtigkeit (30 – 95 % rel. Feuchte)
- Härtung von außen nach innen
- Hautbildezeit beachten!
- Die Hautbildezeit ist die Verarbeitungszeit des nicht ausgehärteten Klebstoffes.
- Härtungszeiten: in den ersten 24 Stunden einige mm, danach langsamer; abhängig von der zur Verfügung stehenden Feuchtigkeit
- Fixierung bis zur Handfestigkeit
- Arbeits- und Umweltschutz ist entsprechend anzuwenden (Allgemeines: s. Kapitel 7; Details: s. Sicherheitsdatenblatt)
Silanmodifizierter Klebstoff: Typische Eigenschaften des ausgehärteten Klebstoffes
- Gummielastisch, flexibel, mittlere Bruchdehnung
- Mittelfest
- Temperatureinsatzbereich von minimal – 40 °C bis maximal + 100 °C
- Mittelmäßiger UV-Schutz
- Weites Haftungsspektrum
- Überlackierbar nur „nass in nass“, sonst Vorbehandlung erforderlich
- Reparatur auf der aufgeschnittenen Raupe nur bei einigen System möglich
- Nur bedingt abglättbar
Beachten:
- Vor dem Ende der Hautbildezeit muss der Fügevorgang sowie die Fixierung abgeschlossen sein.
- Nach Überschreiten der Hautbildezeit keine Korrektur der geklebten Fügeteile mehr zulässig
- Einfluss der Abspaltprodukte auf die Fügeteile beachten (Korrosion, Spannungsrisse)
Bei Produktfragen siehe technisches Datenblatt oder Klebstoffhersteller kontaktieren.
Polykondensationsklebstoffe: Phenolharze
Phenolharze: Allgemeine Beschreibung
- Einkomponentenklebstoff (1K)
- Aushärtung unter Einwirkung von Druck und Wärme
- Abspaltungsprodukt bei der Aushärtung: Wasser
- Aushärtung zum Duromer
Physikalische Eigenschaften des unausgehärteten Klebstoffes:
- Flüssig
- Als Folie oder Gewebe: fest
Verarbeitung:
- Manuelle, halbautomatisierte oder automatisierte Verarbeitung
- Bevorzugte Anlagentechnik ist über den Klebstoffhersteller zu erfragen
- Verarbeitungstemperatur: Raumtemperatur
- Richtigen Anpressruck wählen
- Klebschichtdicke: meist 0,1 – 0,2 mm
- Aushärtung bei 100 – 180 °C unter Druck in einigen Stunden
- Druck zur Vermeidung von Wasserdampfblasen in der Klebschicht
- Fixierung während des gesamten Ofenprozesses
- Arbeits- und Umweltschutz ist entsprechend anzuwenden (Allgemeines: s. Kapitel 7; Details: s. Sicherheitsdatenblatt)
Typische Eigenschaften des ausgehärteten Klebstoffes
- Hochfest
- Spröde, geringe Bruchdehung
- Dauereinsatztemperatur bis ca. 180 °C, z. T auch höher
- Sehr gute Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit und Chemikalien
- Sehr gute Haftung und Langzeitbeständigkeit auf oxidativ gebeizten Aluminiumoberflächen, Stählen und Edelstählen sowie Reibbelägen
Beachten:
- Temperaturbelastbarkeit der Fügeteile vor Aushärtung (Ofen) überprüfen
- Aufheiz- und Abkühlzeiten der Fügeteile beachten, diese Zeit muss zur Aushärtungszeit des Klebstoffes dazu gerechnet werden
→ Vorsicht bei dicken Fügeteilen - Heiztemperatur bezieht sich auf die Temperatur in der Klebfuge
→ Vorsicht bei dicken Fügenteilen - Beim Aufheizen und Abkühlen können Spannungen im Klebverbund auftreten.
Bei Produktfragen siehe technisches Datenblatt oder Klebstoffhersteller kontaktieren.
Polykondensationsklebstoffe: Polyimide (PI)
Allgemeine Beschreibung
- Lösemittelhaltiger Einkomponentenklebstoff (1K)
- Aushärtung durch Abspaltung von Flüssigkeit unter Einwirkung von Wärme
- Abspaltprodukt: Wasser
- Aushärtung zum Thermoplast
Physikalische Eigenschaften des unausgehärteten Klebstoffes
- Flüssig
Verarbeitung:
- Manuelle, halbautomatisierte oder automatisierte Verarbeitung
- Bevorzugte Anlagentechnik ist über den Klebstoffhersteller zu erfragen
- Verarbeitungstemperatur: Raumtemperatur
- Normaler Anpressdruck
- Klebschichtdicke: meist 0,1 – 0,2 mm
- Lagerung bei Raumtemperatur, unbeständige Vorprodukte bei – 20 °C
- Verarbeitung des Vorproduktes oft aus Lösung (DMF, DMAC)
- Verdunstung des Lösemittels bei ca. 100 °C
- Aushärtetemperatur: 230 bis 250 °C im Ofen, Druck: 0,8 bis 1 MPa
- Bei einigen Produkten: Nachhärtung bei 300 bis 400 °C
- Fixierung während des gesamtem Ofenprozesses
- Arbeits- und Umweltschutz ist entsprechend anzuwenden (Allgemeines: siehe Kapitel: 7, Details: Sicherheitsdatenblatt)
Polyimide: Typische Eigenschaften des ausgehärteten Klebstoffes
- Hochfest
- Sehr spröde, sehr geringe Bruchdehnung
- Max. Dauereinsatztemperatur bis 320 °C, kurzfristig bis 500 °C
- Feuchtigkeitsempfindlich
Beachten:
- Temperaturbelastbarkeit der Fügeteile vor Aushärtung (Ofen) überprüfen
- Aufheiz- und Abkühlzeiten der Fügeteile beachten, diese Zeit muss zur Aushärtungszeit des Klebstoffes dazu gerechnet werden
→ Vorsicht bei dicken Fügeteilen - Heiztemperatur bezieht sich auf die Temperatur in der Klebfuge
→ Vorsicht bei dicken Fügeteilen - Beim Aufheizen und Abkühlen können Spannungen im Klebverbund auftreten.
Bei Produktfragen siehe technisches Datenblatt oder Klebstoffhersteller kontaktieren.
Polykondensationsklebstoffe: Polysulfide
Allgemeine Beschreibung
- Lösemittelfreier Zweikomponentenklebstoff (2K)
- Aushärtung durch Abspaltung von Flüssigkeit bei Raumtemperatur oder erhöhten Temperaturen
- Abspaltungsprodukt: Wasser
- Aushärtung zum Elastomer
Physikalische Eigenschaften des unausgehärteten Klebstoffes:
- Pastös bis fest, teilweise thixotropiert
Verarbeitung:
- Manuelle, halbautomatisierte oder automatisierte Verarbeitung
- Bevorzugte Anlagentechnik ist über den Klebstoffhersteller zu erfragen
- Verarbeitungstemperatur: Raumtemperatur
- Normaler Anpressdruck; bei sehr standfesten Klebstoffen: keine Fixierung notwendig
- Klebschichtdicke: meist 0,2 – 15 mm
- 2K-Verarbeitung
- Härtung durch Zusammengeben von Harz und Härter; bei Raumtemperatur oder wärmeunterstützt
- Topfzeit beachten
- Die Topfzeit ist zeitlich begrenzt; sie beschreibt die maximale Verarbeitungszeit des nicht ausgehärteten Klebstoffes (siehe technischen Datenblatt)
- Härtung in einigen Stunden bis Tagen bei Raumtemperatur; Beschleunigung durch Wärme
- Strenger Geruch (faule Eier) bei der Verarbeitung und Härtung
- Fixierung bis zur Handfestigkeit
- Arbeits- und Umweltschutz ist entsprechend anzuwenden (Allgemeines: s. Kapitel 7; Details: s. Sicherheitsdatenblatt)
Typische Eigenschaften des ausgehärteten Klebstoffes
- Geringe bis mittlere Festigkeiten
- Gummielastisch, flexibel, mittlere bis hohe Bruchdehnung
- Dauereinsatztemperatur von min. – 50 bis max. 120 °C
- Ausgezeichnete Beständigkeit gegen Treibstoffe, Lösemittel und Witterungseinflüsse, hohe Diffusionsdichtheit
- Relativ gute Beständigkeit gegen verschiedenste Chemikalien; Ausnahme: oxidierende Chemikalien
Beachten:
- Mischungsverhältnis einhalten
- Gründliches Mischen unbedingt erforderlich, aber Blasenbildung vermeiden
- Topfzeit abhängig von der Umgebungstemperatur, der Ansatzmenge und dem Klebstoffsystem
- Bei Überschreiten der Topfzeit: Klebstoff, der noch nicht aufgetragen wurde, nicht weiter verarbeiten, sondern entsorgen!
- Nach Überschreiten der Verarbeitungszeit keine Korrektur der geklebten Fügeteile mehr zulässig
Bei Heißhärtung:
- Temperaturbelastbarkeit der Fügeteile beachten
- Aufheiz- und Abkühlzeiten der Fügeteile beachten, diese Zeit muss zur Aushärtungszeit des Klebstoffes dazu gerechnet werden
→ Vorsicht bei dicken Fügeteilen - Heiztemperatur bezieht sich auf die Temperatur in der Klebfuge
→ Vorsicht bei dicken Fügeteilen - Beim Aufheizen und Abkühlen können Spannungen im Klebverbund auftreten.
Bei Produktfragen siehe technisches Datenblatt oder Klebstoffhersteller kontaktieren.